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Cannabis im Bodybuilding

Abstract

Am 01. April 2024 wurde der Konsum und Besitz von Cannabis offiziell legalisiert und ist unter Einhaltung diverser Regularien straffrei. Dieser Beitrag basiert auf aktuellen Forschungsergebnissen und befasst sich mit den Auswirkungen von Cannabiskonsum im Hinblick auf Muskelwachstum, Regenration und weitere mögliche Vorteile im Bodybuilding sowie anderen Sportarten.

Die Inhalsstoffe in Cannabis:

Cannabis besteht aus über 120 Cannabinoiden. THC und CBD sind die beiden bekannten und mit am besten erforschte Cannabinoide. THC, auch Delta-9-Tetrahydrocannabinol genannt, ist aufgrund der medizinischen Anwendung gut erforscht worden und der Wirkstoff der für das berauschende Gefühl verantwortlich ist.


CBD, auch Cannabidiol genannt, wurde erst durch seinen Hype um 2020 so richtig in der Fitnessindustrie bekannt, was sich selbige auch gleich zu nutzen machte, um dir etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. CBD ist der Wirkstoff, der primär für mehr Ruhe, Entspannung und Gelassenheit verantwortlich ist.

Warum wirkt Cannabis im Körper?

Verblüffend ist, dass unser Körper über das Endocannabinoid-System verfügt. Diese Abkürzung steht für endogenes Cannabinoid-System und ist ein Teil unseres Nervensystems, das die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 umfasst.

Das Endocannabinoid-System, kurz auch ECS, kann als Kommunikationssystem betrachtet werden, welches zwischen dem menschlichen Gehirn und dem Körper fungiert. Es reguliert unterschiedliche Prozesse im Organismus und beeinflusst so das Wohlbefinden. Die genannten Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 sind Ursache dafür, dass Cannabinoiden ihre Wirkung entfalten können.


Zu den Cannabinoiden gehören unter anderem: das Delta-9-Tetrahydrogencannabinol THC, das Cannabidiol CBD, das Cannabinol CBN und auch das Cannabichromen CBC.

Widmen wir uns nun reinen Fakten und Mythen im Bereich Cannabis und sportliche Leistung. Am Ende des Beitrags habe ich dir die wichtigsten Takeaways zusammengefasst, um dich wissenschaftlich fundiert in deiner Entscheidung zu unterstützen.

Kann Cannabis die Leistung steigern?

Gibson et al. führten erst 2023 eine Studie durch, um herauszufinden, wie sich Cannabisprodukte auf die sportliche Leistung im Ausdauersport auswirken. Die Läufer und Läuferinnen waren zwischen 20 und 39 Jahre alt, konsumierten regelmäßig Cannabisprodukte und berichteten Gibson und Kollegen über die Auswirkungen kommerzieller Cannabisprodukte auf ihr Training.


Die Ergebnisse waren, dass die Stimmung und der Spaß am Training bei vorherigem Konsum zunahmen, das Schmerzempfinden sich hingegen gar verringerte. Nachteilig war das THC, welches die Herzfrequenz erhöhen kann und sportliche Betätigung so anstrengender macht. Das wurde auch durch die Kontrollgruppen bestätigt.

Hilft Cannabis bei der Regenration?

Oft wird THC und CBD nachgesagt, es hilft bei der Regeneration und fördert so auch das Muskelwachstum. Hierzu haben wir uns ebenfalls mehrere Studien und Untersuchungen herangezogen:

Eine ältere Studie wollte genau das herausfinden und untersuchte die Wirkung von CBD an professionellen Rugbyspielern. Die Ergebnisse dieser Studie sind, dass sehr hohe Dosen bis 500 mg pro Tag eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung haben, aber auch in Problemen mit im Magen-Darm-Trakt einhergehen. Die hohen Dosen CBD resultierten in Magenbeschwerden wie Krämpfen und Durchfall.


Große Mengen CBD zu konsumieren ist also nicht der ideale Weg deine Regeneration zu fördern und auch nicht der Günstigste. 


Isenmann und seine Kollegen und Kolleginnen gingen 2021 anders vor und nutzen die Kreatinkinase, kurz CK als Indikator für die Wirkung von CBD. In seinen Versuchen wurden nach dem Training 60 mg CBD verabreicht und 24 Stunden später der absolute Anstieg der Kreatinkinase gemessen. Die Ergebnisse waren ein deutlich reduzierter Anstieg der Kreatinkinase, zeitgleich aber auch eine reduzierte Maximalkraft beim 1RM (One-Rep-Maximum) der Kniebeugen am nächsten Tag.

Die Studienergebnisse von Isenmann 2021 im 1RM der Kniebeugen nach CBD

Die Kreatinkinase zu messen ist deswegen interessant, da CK ein Indikator der Erholung ist. Deine CK-Werte sollten 48h nach dem Training abflachen. Bleiben Sie zu lange erhöht, droht das bekannte Übertraining.

Die Wirkung von Cannabis auf die Schlafqualität:

Schlaf ist für uns alle der wichtigste Hebel, um produktiv durch den Tag zu kommen, gesund zu bleiben und natürlich damit wir sportliche Bestleistungen erzielen können. Auch der Fettstoffwechsel und die Fähigkeit Muskeln aufzubauen ist von unserer Schlafqualität anhängig.


Da liegt es natürlich nahe, diese Qualität durch THC, CBD oder andere Cannabinoide zu verbessern. Aber bringt der Konsum von Cannabis wirklich solche Vorteile?

Die ersten Untersuchungen und Studien hierzu sind leider fehleranfällig:


Bisherige Untersuchungen von Carlini und Cunha von 1981 sowie die modernere und aktuellere Studie von Linares et al. um 2018 bezogen sich lediglich auf die Berichte der Kontrollgruppen, welche Schlafstörungen kurieren oder lediglich Ihre Schlafqualität mit CBD verbessern wollten. Persönlich interpretiere ich die Ergebnisse beider Untersuchungen als unklar. Die Annahme der Kontrollgruppen könnte einem Placeboeffekt unterliegen und so die tatsächliche Wahrnehmung trüben.

Eine Studie von Schierenbeck et al. 2008 machte es hier besser und untersuchte diverse Rauschmittel und Ihre Wirkung auf die Schlafqualität. Darunter auch Cannabis und die Ergebnisse für waren eindeutig: THC und CBD verlängern zwar die Schlafdauer, beeinträchtigen aber zeitgleich die jeweiligen Tiefschlafphasen und deren Qualität. Meiner Schlussfolgerung nach würde CBD zwar die Regeneration fördern und dir vielleicht beim Einschlafen helfen, parallel aber die wichtigen Schlafphasen negativ beeinträchtigen.

Nett to know: Deine Schlafqualität richtet sich in erster Linie nach deinen Schlafphasen. Die wichtigste wäre die Rapid-Eye-Movement Phase, abgekürzt REM-Phase. In dieser Phase bist du im Tiefschlaf und dein Körper setzt Wachstumshormone und andere Reparaturprozesse in Gang.

Cannabis und seine Wirkung auf den Appetit

Dieser Punkt stimmt tatsächlich und jede Person, die schon mal Cannabis geraucht hat, kennt den berüchtigten Hunger inklusive der Tatsache, dass man sehr viel Essen kann ohne Übelkeit.


Die Ursache liegt auch hier im enthaltenen Cannabinoid THC. THC wirkt auf das Hungerhormon Ghrelin und reduziert zeitgleich aufkommende Übelkeit. Diese Kombination können sich Hardgainer wie auch sehr schwere Athleten zunutze machen, wenn diese Probleme haben ihre Kalorien über den Tag einzuhalten.

Ein Meme zur Verwechslungsgefahr zwischen Krillin von Dragonball Z und Ghrelin, dem Hungerhormon

Das Hungerhormon Ghrelin kontrolliert aber nicht nur deinen Hunger und lässt dich was essen, es reguliert auch deinen Stoffwechsel, stimuliert körpereigene Wachstumshormone, reduziert Stressreaktionen und stabilisiert zudem deinen Blutzucker in Kombination mit dem für Naturalsportler wichtigsten Hormon in Sachen Ernährung - dem Insulin.

Ich werde dir hier keine Empfehlung aussprechen, nur deswegen mit dem Kiffen zu starten, denn dann würde Janine mich wohl steinigen. Aber ich kann dir einen sehr guten Tipp mitgeben:

Mache dein Mealprep!


Bereite deine Mahlzeiten vor, bevor der Fressflash kickt! Auch wenn THC das Hormon Ghrelin stimuliert, ist dieses hilfreiche Hormon bei geplanten Kalorien dein größter Feind. Wird Ghrelin getriggert, isst du einfach alles und landest ganz schnell in einem Kalorienpuls, dass deine ganze Woche ruinieren kann.

Sind die Tupperdosen vorbereitet und deine letzte Mahlzeit steht an, iss deine Mahlzeit nach Plan einfach sehr langsam und überliste so dein Gehirn, dich nicht weiter den Kühlschrank plündern zu lassen.


Wenn du in einer Diät oder gar Wettkampfdiät bist, rate ich dir generell davon ab, Cannabis zu konsumieren!

Cannabis macht Insulinsensibel

Eine 2013 von Penner et al. (ich weiß du grinst) durchgeführte Studie untersuchte die Wirkung von Cannabis auf das Insulin als solches, die Insulinresistenz und den Glukosespiegel. Nach 9 Stunden Fasten stellten die Blutproben regelmäßig konsumierender Testpersonen einen 16 % niedrigeren Nüchterninsulinspiegel sowie eine 17 % niedrigere Insulinresistenz fest, gemessen am HOMA-IR.

HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment) ist eine einfache Methode, eine Insulinresistenz zu diagnostizieren und dem Ganzen dann eine Wertigkeit zuzuordnen. 

Das ist interessant, denn mit der Zeit nimmt die Insulinsensitivität besonders bei Kraftsportlern und Athletinnen ab. Diese Sensitivität ist aber wichtig, denn diese Reguliert wie unser Insulin agiert und somit auch, wie gut die Nährstoffe unsere trainierten Regionen erreichen.


Auch wurde in der Studie ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und einem geringeren Taillenumfang festgestellt. Das kann damit zusammenhängen, dass Insulin bekanntlich dafür da ist, die Nährstoffe primär in unsere durch das Training beschädigten Zellen zu schicken, um so die Regeneration zu unterstützen und neue Muskulatur zu bilden. Reagieren wir weniger sensibel, funktioniert dieser Transport nicht mehr so gut und wir neigen zu vermehrtem Speichern in Form von Fett.

Cannabis im Sport - die Takeaways

Nach etlichen Studien, ein paar Gesprächen und weiteren medizinischen Berichten fasse ich dir nun alles aus diesem Artikel einmal zusammen. Wir beim Gym-Store wollen dir weder vom Cannabiskonsum abraten noch möchten wir diesen befürworten.


Uns war es aber wichtig, dir eine unabhängige, wissenschaftlich basierte und korrekte Entscheidungsgrundlage zu bieten damit du in Zeiten der Legalisierung eine fundierte Entscheidung treffen kannst.

Zusammengefasst:

  • Der Konsum von Cannabis im Zuge der Legalisierung diesen April 2024, hat in Bezug auf deine sportlichen Erfolge keine signifikanten Vorteile, aber auch keine krassen Nachteile.


  • Deine Regenerationsrate kann sich nach einem harten Training durchaus verbessern, deine Kraftwerte werden sich in der Einheit am nächsten Tag aber temporär verschlechtert haben.


  • Wenn du Probleme mit der ausreichenden Kalorienzufuhr hast, kann besonders THC helfen, deinen Appetit zu erhöhen und Übelkeit zu verringern. Hardgainer haben hier einen Benefit.


  • Die orale Einnahme von Cannabisprodukten ist im Vergleich zum Inhalieren, also rauchen etc. Vorteilhafter, da es deine Lungen weniger belastet und deine maximale Sauerstoffaufnahme VO2max weniger beeinträchtigt


  • Cannabis verbessert nicht deinen Schlaf! Es verlängert die Schlafdauer, aber nicht seine Qualität. Wenn du was buffen willst, mache das spätestens 3 Stunden vor dem Zubettgehen


  • Cannabis hilft dir besonders im Dirty Bulk, deine Insulinsensibilität länger aufrechtzuerhalten, was deinem Aufbau zugutekommt. Ein gut durchdachter Ernährungsplan schafft das aber auch.
Der Gymstore im Haschischfieber

Wir hoffen, dass unser Artikel eine gute Aufklärung bietet und dir die Vor- und Nachteile von Cannabis in Bezug auf deine sportlichen Erfolge aufzeigen konnte.


Als kleinen Bonus hier noch ein kleiner Spaß auf Nacken der Gym-Store Queen. 


Janine, lass mich bitte Leben, diese Artikel kosten viel Zeit und Memes aus dir zu bauen sind das Einzige, was meinen Deepdive ausgleichen kann :D

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